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178. Aus dem Leben eines deutschen Missionars.
1. Wie der Missionar die Indianer im Arwalde aufsucht.
Es war an einem Frühlingstage des Jahres 1848, als zwei
Reiter sich einen Weg durch die Urwälder des nordamerikanischen
Staates Michigan bahnten. Der eine, ein ausgehender Zwanziger von
hoher Gestalt und blasser Gesichtsfarbe, Namens Baierl ein, war
ganz fremd in dieser wilden Gegend; hatte er doch erst im Jahre zuvor
Vaterland und Freundschaft verlassen und war im Dienste der evangelisch-
lutherischen Missionsgesellschaft zu Leipzig über den Atlantischen Ocean
gefahren, um den kupferfarbenen Indianern, der armen heidnischen Ur-
bevölkerung Nordamerikas, das Heil in Christo zu verkündigen. Der
andere der beiden, ein hoher Vierziger, von gedrungener Gestalt und
dunkelroter Gesichtsfarbe, war ein Halbindianer, der früher als Händler
unter den Indianern sein Brot verdient hatte und seit kurzem als
Führer und Dolmetscher in den Dienst der Mission getreten war.
Schon dunkelte es im Urwalde, da gelangten die beiden Reiter
plötzlich zu einer großen, unregelmäßigen Lichtung, in welcher jedoch
noch viele Bäume umherstanden oder umherlagen. Zwischendrein aber
sahen sie Ranch aus den zerstreut liegenden Rindenhütten aufsteigen,
welche die Niederlassung des unter dem Häuptling Bemassikeh stehenden
Tschippewü-Jndianerstammes ausmachten. Wildes Hundegebell meldete
sie überall an, bis sie vor der Wohnung des Häuptlings hielten.
Der greise Häuptling trat vor die Thür seiner Hütte, die Gäste
zu empfangen. Ruhig, fest und würdevoll trat er auf. Sein schwarzes
Auge blickte mit Wohlgefallen auf den jungen Missionar, den er schon
kannte; mit festem Druck schüttelte er ihm die Hand und lud ihn in
seine Wohnung ein. Diese bestand nur aus einer Rindenhütte von
etwas größerem Umfange, als die übrigen waren; in der Mitte brannte
das Feuer, an welchem das Abendessen bereitet ward. An beiden
Seiten der Hütte waren Pritschen angebracht, die ganze Länge der
Hütte durch. Dieselben ruhten auf Stangen, die wie die Hütte selbst
mit Baumrinde bedeckt waren. Da kein Rauchfang vorhanden war,
so füllte der Rauch nicht nur die Hütte, sondern auch die Augen der
Eintretenden. Zum Stehen war des Feuers wegen kein Platz, so setzte
man sich alsbald und gern auf die Pritsche, die dann auch zum Nacht-
lager für die Gäste wie für den Häuptling selbst und seine Familie
diente. Der seltene Gast ward mit Hirschfleisch und Mais bewirtet,
welches in einem großen Kessel, der über dem Feuer hing, zusammen
gekocht ward. Die Frau des Häuptlings machte auch noch einen Rest
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412
Nachdem sich die Männer auf umherliegende Baumstämme gesetzt
und die Frauen sich in Gruppen hingehockt hatten, trat der Häuptling
vor die Thür seiner Hütte. Auch er hatte sich in seinen besten Staat
geworfen. Mit der linken Hand raffte er seinen Mantel zusammen,
die entblößte Rechte streckte er nach seinem Volke aus und hielt eine
etwa 20 Minuten lange Rede, die sehr beifällig von den Indianern
aufgenommen wurde, wie das viele Grunzen derselben bezeugte. Der
Dolmetscher gab den Hauptinhalt der Rede dem Missionar kurz
wieder. Der Häuptling hatte in derselben darauf hingewiesen, wie
dieser weiße Fremdling in ihr Land gekommen sei, um dem roten
Manne zu helfen und ihm den guten Weg zu zeigen. Deshalb habe
er ihn eingeladen, bei thun Wohnung zu machen.
Darauf trat der Missionar auf und redete die Männer an. Er
bediente sich dabei der englischen Sprache und redete in einfachen
kurzen Sätzen, so daß der Dolmetscher sie Satz für Satz wiedergeben
konnte. Damit die weite Reise nicht umsonst sein möchte, auch wenn
die Indianer nicht wünschen sollten, daß der Weiße unter ihnen seinen
Wohnsitz aufschlage, trug ihnen der Missionar zunächst den Ratschluß
Gottes zu unserer Seligkeit kurz vor und zeigte ihnen den Weg zum Frieden
hier und dort. Darauf sagte er ihnen, daß er unter Umständen nicht
abgeneigt sei, der Einladung des Häuptlings zu folgen und in ihrer
Mitte zu wohnen. Was er für sie thun wolle, sei dies: Erstens wolle
er ihnen allen den Weg zum ewigen Leben weisen, damit, wenn der
Tod sie von hier abforderte, sie zu einem seligen Leben gelangten, wo
kein Schmerz und kein Leid, kein Hunger und kein Durst und kein Tod
mehr sein werde. Zweitens wolle er ihre Kinder im Lesen, Schreiben
und Rechnen unterrichten, damit dieselben ihnen das gute Wort Gottes
vorlesen könnten. Dagegen müsse er nun auch von ihnen verlangen,
erstens, daß sie ihm alle Tage ihre Kinder in den Unterricht sendeten,
und zweitens, daß sie sich selbst jeden Sonntag bei ihm einfänden,
damit er sie den guten Weg Gottes lehren könne. Nun bitte er sie,
sich darüber zu beraten und ihm eine bestimmte Antwort zu geben.
Daraus folgte wieder ein langes Schweigen. Die Männer hingen
die Köpfe herab wie in tiefes Nachdenken versunken. Dann sprachen
sie der Reihe nach ihre Zustimmung zu den Worten des Missionars
aus. Den Schluß machte der Häuptling mit den Worten: „Ich halte
die Sache für abgemacht und wünsche nur, daß der Missionar sich bald
bei uns niederlassen möchte. Eine Rindenhütte will ich ihm bauen,
darinnen er wohnen kann, bis er sich selbst ein Blockhaus bauen wird.
Ich bin ein alter Mann, und mein Geist wird bald bei den Geistern
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418
noch beiwohnen zu können. Die Erfrischungen, die ihr die Frau des
Missionars zu reichen Pflegte, nahm sie mit rührender Dankbarkeit an
und ging dann, wie sie gekommen war, wieder in ihre Rindenhütte zurück.
5. Wie der Missionar von Bethanien Abschied nahm.
So verwandelte sich denn allmählich das vordem so tröst- und
hoffnungslose Jndianerdorf durch die Einkehr des Evangeliums von
Jesu Christo in eine liebliche Stätte des Friedens. Auch im Äußerlichen
blühte dort in der Urwaldwildnis ein Gottesgarten auf. Durch das
Beispiel der Missionarsfamilie angefeuert, hatten die Indianer angefangen
größere Waldstrecken auszuroden und Maisfelder anzulegen, auf denen
ihnen reichliche Frucht erwuchs, so daß ihnen nun nicht mehr wie
früher im strengen Winter das Gespenst der Hungersnot drohte. Wohl
sah man noch hier und da verräucherte Rindenhütten, aber dazwischen
standen schon eine ganze Reihe sauberer Blockhäuser, die Indianern ge-
hörten, und andere waren im Bau begriffen. Die Kirche mit dem
Missionshause daran, auf dem höchsten Punkte der Niederlassung gelegen,
war der Qnellpunkt, von dem alle diese Umwandlung ausging, wie
auch der Mittelpunkt, zu welchem sich wiederum alles hingezogen fühlte.
Ja es fing an heimisch zu werden im Urwalde. Denn auch die
Apfel- und Pfirsichbäumchen, welche die Frau des Missionars aus
Körnern gezogen hatte, blühten schon und trugen die ersten Früchte.
Doch nur sehen durften sie diese; sie zu genießen, blieb ihnen versagt.
Denn ganz unerwartet gelangte an den Missionar von seiten der
Missionsgesellschaft in Leipzig der Ruf, aus dem Norden Amerikas
nach dem Süden Asiens, aus dem einförmigen Urwalde in das palmen-
reiche Land der Sonne, nach Indien zu ziehen. Dort sollte er mit-
helfen, dem braunen Tamulenvolke das Wort des Lebens zu verkündigen.
So schwer dem Missionar auch das Scheiden von der ihm so lieb ge-
wordenen Arbeitsstätte wurde, so war er doch willig, dem Rufe zu
folgen; denn das war ja eben sein Missionsberuf, dahin zu gehen,
wohin er von seinen Oberen gesandt wurde. Nachdem er dafür Sorge
getragen hatte, daß auch nach seinem Weggange die Indianer mit dem
Worte des Lebens versorgt würden, mußte den letzteren endlich der
bevorstehende Wechsel kund gethan werden. Der Missionar wählte zum
Text für seine letzte Predigt den Abschied des Apostels Paulus von den
Ältesten der Gemeinde zu Ephesus (Apostelgeschichte, Kapitel 20), und
als er dann am Schlüsse seiner Predigt den Jndianerchristen mitteilte,
daß er von ihnen sich trennen müsse, erhob sich viel Weinens unter
ihnen. Die Männer suchten zwar gesenkten Hauptes die Ruhe des
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Extrahierte Personennamen: Jesu_Christo Apostels Paulus
Extrahierte Ortsnamen: Bethanien Leipzig Amerikas Asiens Indien Ephesus
420
*
Uber 6200 Missionare führen jetzt in Jesu Namen den heiligen
Arieg wider die Bollwerke des Heidentums und hatten an der Jahr-
hundertwende ihrem Herrn und Heiland als Liegesbeute \\Millionen
Heidenchristen zugeführt. Gleichsam als Hilfstruppen stehen diesen
Missionaren 700 studierte Missionsärzte und Ärztinnen, die
unter den kranken Heiden ein Gott wohlgefälliges Lamariterwerk
treiben, und 3^00 unverheiratete Frauen zur Leite, welch letztere
vornehmlich als Lehrerinnen unter der geknechteten heidnischen
Frauenwelt thätig sind. Ja aus den Heidenchristen selbst haben sich
die Missionare schon zahlreiche tüchtige Mitarbeiter, nämlich 4000
Geistliche und 60 000 sonstige Missionsgehilfen, gewonnen.
Ist es nicht etwas herrliches, wenn wir hören, daß die evan-
gelische Mission zur Zeit draußen in den fernen Heidenländern
20 000 Lchulen ins Leben gerufen hat, die von einer Million Lchüler
und Lchülerinnen besucht werden, und daß die Glaubensboten die
heilige Lchrift in 350 verschiedene Heidensprachen übersetzt und bis
an die Enden der Erde verbreitet haben?
Aber zum Ariegführen gehört Geld und zwar viel Geld. Nun
woher bekommt denn die evangelische Heidenmission die notwendigen
Mittel, um ihre Ltreiter auszurüsten und auf dem Missionsfelde zu
unterhalten? Die Mission hat keinen Ariegsschatz. bestehend in
Millionen gemünzter Goldstücke, wie sie das Deutsche Reich für
Ariegszeiten im Iuliusturm zu Lpandau aufbewahrt; ihr Aapital,
von dem sie zehrt, ist die Liebe Ehristi, welche die Herzen der
gläubigen Ehristen erfüllt und sie willig macht, mit ihren Gebeten
und Gaben das Missionswerk zu unterstützen, heutigen Tages be-
läuft sich die Gefamtfuinme dieser Liebesgaben, welche die evan-
gelische Ehristenheit für die Mission opfert, auf jährlich 65 Millionen
Mark. Das mag manchem eine Riesensumme erscheinen; aber
wenn wir die gewaltige Ausdehnung der Missionsarbeit und die
große Zahl der Arbeiter bedenken, so ist eher die Frage berechtigt:
„Voas ist das unter so viele?"
Auch unsere deutsche evangelische Ehristenheit hat dem heiligen
Aampfe nicht müßig zugeschaut. Lie unterhält auf den ver-
schiedenen Missionsgebieten 880 Glaubensboten, welche 580 000
Heidenchristen gewonnen haben, und jährlich werden bei uns in
Deutschland und in der deutschen Lchweiz 5 Millionen Mark
für die Mission aufgebracht.
Ehe ein Loldat in den Arieg gesandt wird, muß er erst da-
Ivaffen geübt und ausexerziert werden. Nicht anders
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Ortsnamen: Jesu Iuliusturm Deutschland
421
ist es in der Mission, was die Kasernen und Exerzierplätze für
unsere Soldaten sind, das sind für die Glaubensboten die Missions-
häuser, in welchen sie 4—6 Jahre lang in alledem unterwiesen
werden, was sie später einmal zur gesegneten Ausrichtung ihres Be-
rufes auf dem Missionsfelde nötig haben. Auch Deutschland zählt
ungefähr ein Dutzend solcher Mifsionsanstalten, von denen uns
Reußenländern das Leipziger Missionshaus räumlich und auch
fönst am nächsten liegt; denn die Missionsgaben, die wir in
unserm Fürstentum sammeln, fließen in die Rasse der Leipziger
evangelisch - lutherischen Missionsgesellschaft, welche unter dem
Tamulenvolke in Südindien und den Negerstämmen Ostafrikas
Christengemeinden sammelt.
Auch im neuen Jahrhundert gilts, im Gehorsam gegen des
Herrn Missionsbefehl das Werk der Heidenbekehrung mit allen
Kräften getrost weiterzutreiben. Noch sind von den f587 Millionen
Menschenkindern, die jetzt auf Erden wohnen, erst 530 Millionen
Ehristen geworden. Da wollen wir denn fleißig beten und willig
unsere Gaben opfern, auf daß der Herr immer mehr Arbeiter in
seine Ernte senden und den seligen Tag herbeiführen möge, da eine
Herde und ein Hirte sein wird. Kurze.
180. Deutschland« Weltverkehr.
Das 19. Jahrhundert hat für die deutsche Schiffahrt die ge-
waltigsten Umgestaltungen gebracht: von der Segelschiffahrt zur
Verwendung der Dampfkraft; von der früher vorwiegenden
Küstenfahrt in der Ostsee zum Kreuzen aller Meere; von ge-
legentlichen Frachtfahrten zur Einrichtung regelmässiger
Passagier- und Fracht-Dampferlinien.
Im Anfange des Jahrhunderts wurde die deutsche Schiffahrt
durch die von Napoleon eingeführte Kontinentalsperre schwer
geschädigt. Nach den Befreiungskriegen entwickelte sich das
deutsche Seewesen erst langsam wieder. Bis nach 1850 war
die Ostsee, der jetzt nur 1j8 der deutschen Handelsflotte angehört,
die Heimat für die Mehrzahl aller deutschen Schiffe. Die Fahrt
auf freiem Meere war für sie, die nicht wie die Engländer und
Franzosen von Kriegsschiffen beschützt wurden, durch die Baub-
schiffe der nordafrikanischen Seeräuber-Staaten sehr gefährdet.
Bis zur Elbmündung durften sich diese Seeräuber gelegentlich
vorwagen. Kein Wunder, dass in England, Frankreich und
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Südindien Ostafrikas
Christengemeinden Deutschland Ostsee England Frankreich
392
Ihr Gesicht ist fast dreieckig, da die Backenknochen stark hervortreten
und das Kinn spitzig zuläuft. Die Holländer haben ihnen den Spott-
namen Pfefferköpfe gegeben, weil bei ihnen die Haare nicht wie bei
uns gleichmäßig über den Kopf verteilt sind, sondern auf warzen-
ähnlichen Erhöhungen als einzelne Büschel stehen.
Die Einwohner werden in Freie und Sklaven eingeteilt; jene sind
an den: Stocke kenntlich, den sie als das Zeichen des freien Mannes
führen, diese besorgen alle Arbeiten im Hause und auf dem Felde,
werden in der Regel mild behandelt und nicht übermäßig angestrengt.
Bei den gewöhnlichen Negern der meisten Stämme steht die Frau noch
unter dem Sklaven; sie wird wie ein Lasttier angesehen, dessen Kräfte
soviel wie möglich ausgenutzt werden, und das man nach Belieben ver-
borgt, verkauft, verschenkt.
Von den Negern gilt im allgemeinen, was der Apostel Paulus
von den Korinthern schreibt: ihr Ruhm ist nicht fein. Sie sind geistig
nicht unbegabt, fassen schnell auf und merken leicht. Viele aber sind
Lügner und Diebe; die Kruneger sind bei vielen guten Eigenschaften
die größten Spitzbuben: sie sind im stände, in der Brandung das Boot
umzuwerfen, um mit der einen Hand dir das Leben zu retten, mit der
andern deine Taschen auszuplündern. Die Nama legen bei der Ver-
folgung des Wildes eine staunenswerte Ausdauer an den Tag, aber
sonst sind sie so faul, daß bei dem echten Hottentotten von dem vielen
Liegen auf der Erde sämtliche Haare am Hinterkopfe abgescheuert sind.
Während die Küstenbewohner täglich mehrmals sich baden, starren viele
Stämme des Binnenlandes vor Schmutz an Körper und Kleidern, und
in ihren Hütten wimmelt es von Ungeziefer aller Art. Viele Neger
sind musikalisch sehr begabt, und diese Anlage unterstützt ihre angeborne
Heiterkeit. Es kann bei uns an Erntefesten und Kirmestagen nicht
fröhlicher zugehen als bei den Negern in den Vollmondnächten, da
Wald und Wiese von Gesang und Tanz wiederhallen. Zieht auf der
einen Seite dieser Charakterzug uns an, so stoßen andere, als Leicht-
fertigkeit, Treulosigkeit, Heimtücke, Trunksucht, uns ab.
Einige Stämme in Ost-Afrika sehen in Muhammed den Propheten
Gottes, aber die meisten Neger sind Götzendiener. Seit Jahren arbeiten
deutsche, englische und amerikanische Missionare an der Bekehrung der
Eingebornen. An vielen Orten haben sie Missionsstationen gegründet,
und an mancher Seele hat sich auch unter den Schwarzen unser Glaube
als der Sieg bewährt, der die Welt in uns überwindet und die Welt
um uns neu gestaltet. In Deutsch-Afrika gehören jetzt bereits 25 000
Eingeborene der evangelischen Kirche an. Kurze nach Runkwitz.
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Extrahierte Personennamen: Apostel Paulus Muhammed
397
Kriegsgefangene werden verzehrt, aus den: eigenen Stamme höchstens eine
Frau.
Am stattlichsten nehmen sich die hellbraunen Bewohner der Samoa-
Inseln aus; sie sind ein schöner Menschenschlag, der sich durch Gesittung
und freundliches Wesen über viele andere Südseestämme erhebt. Sie haben
diese ihre höhere Stellung vor allem dem Christentum zu verdanken, das
unter ihnen heimisch geworden ist. Seit einer Reihe von Jahrzehnten sind
nämlich deutsche, englische, australische, amerikanische und eingeborne
Missionare damit beschäftigt, den heidnischen Südsee-Jnsulanern das Evan-
gelium zu bringen, und Gott hat einen so reichen Segen auf die Arbeit
der Glaubensboten gelegt, daß von jenen Heiden viele Christen geworden sind.
So ist z. B. Deutsch-Samoa mit seinen 33000 Bewohnern ein völlig christliches
Land, wo jedes Dorf seine Kirche und Schule hat, in welcher braune
Männer ihres Amtes warten; ja jene Samoaner Glaubensgenossen haben
selbst schon aus ihrer Mitte Missionare auf entfernte heidnische Inseln
gesandt, um diesen auch die Segnungen des Evangeliums zu bringen.
Auf den Marschall-Jnseln und auch in der weiten Jnselflur der Karolinen
erheben sich gar manche Kirchlein und Kapellen. Selbst unter den Menschen-
fressern des Bismarck-Archipels haben die Missionare mit Gefahr ihres
Leibes und Lebens viele Seelen zu Christo, ihrem Heilande, geführt, und
auch in Kaiser Wilhelmsland macht die Arbeit der Glaubensboten erfreuliche
Fortschritte.
6. Außer den schwarzen und braunen Landsleuten, die in allen diesen
Besitzungen wohnen, haben wir auch noch gelbe zu unsern Vettern erhalten
in den bezopften Chinesen, seitdem Deutschland auch an Chinas Ostküste
in Kiautschan festen Fuß gefaßt hat. Es wird sich hier ein Kriegshafen
und eine deutsche Ansiedlung entfalten, die den Engländern, die bisher die
Herren der Welt waren, beweisen, daß auch wir uns jetzt stark und mächtig
fühlen, mit einzutreten auf dem Schauplätze der weiten Welt, und daß wir
unsere Söhne, die in der Ferne zerstreut wohnen und thätig sind, zu stützen
und zu schützen bereit sind.
Kurze nach Runkwitz.
172. Die Auswanderer.
1. Ich kann den Blick nicht von euch wenden,
Ich muß euch anschaun immerdar;
Wie reicht ihr mit geschäftgen Händen
Dem Schiffer eure Habe dar!
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413
meiner Väter sein, ich wünsche aber noch zuvor mein Volk auf einem
guten Wege zu sehen, ehe ich sterbe." Darauf warnte und ermahnte
er Männer und Frauen wie ein Vater seine Kinder, trat dann auf
den Missionar zu und schüttelte ihm herzlich und lange die Hand,
zum Zeichen der Freundschaft und Aufnahme in den Stamm. Und nun
standen die Indianer alle auf; einer nach dem andern trat herzu und
schüttelte dem Missionar kräftig die Hand, daß er es tagelang bis in
die Schulter hinauf fühlte. Der verheiratete Sohn des Häuptlings
aber sagte: „Da mein Vater, der Häuptling, dich seinen Bruder nennt,
so muß und will ich dich meinen Vater nennen, und wie einen Vater
will ich dich halten." Die andern Männer sagten ähnliches, und „Mein
Vater" blieb nun der Name des Missionars im Urwalde.
So war denn der Reise Zweck erreicht. Der weiße Fremdling
war ein Gastfreund und Mitglied des Jndianerstammes geworden.
Und hier in dieser Wildnis, anderthalb Tagereisen weit von der
nächsten Poststation und eine Tagereise weit von dem nächsten Block-
hause, der nächsten menschlichen Wohnung, mitten unter diesen wilden
Heiden sollte nun seine Wohnung sein.
2. Schule und Gottesdienst in der Wildnis.
Es währte nicht lange, so hatte sich der von seiner jungen Frau
begleitete Missionar in Bethanien — so nannte er die Niederlassung
der Indianer — mit Hilfe einiger Landsleute, die zu diesem Zwecke
28 Stunden weit aus ihrem Dorfe herbeigeeilt waren, ein bescheidenes
Blockhaus von 30 Fuß Länge und 20 Fuß Breite aus Fichtenstämmen
erbaut. Das Dach ward mit Schindeln gedeckt, die an Ort und Stelle
gespalten wurden. An einem Ende des Hauses brachte der Missionar
einen Kamin und einen Rauchfang an und teilte dann den ganzen
Jnnenraum in zwei ungleiche Teile. Der kleinere Raum diente zum
Schlaf- und Studierzimmer, der größere war alles in allem. Hier
ward gekocht und gebacken; hier war Vorrats- und Speisezimmer;
hier wohnte das Ehepaar und empfing seine Besucher; hier ward auch
die Schule und des Sonntags der Gottesdienst gehalten.
Der Besucher gabs sehr viele; denn das Wunder, ein Haus im
Jndianerdorfe zu haben, war groß. Am meisten wunderten sich die
Rothäute über den Feuerherd. Das Feuer brannte so lustig darin,
und doch füllte der Ranch nicht das Haus und die Augen der Ein-
tretenden wie in der Rindenhütte des Indianers, sondern zog friedlich
oben zur Esse hinaus. Darum gingen auch die Männer gewöhnlich
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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414
zuerst zum Feuer hin und sahen von da die Esse hinauf. Der Häuptling
aber kam alle Tage, sah und hörte den Schulunterricht mit an und
ließ sich gern in ein Gespräch ein. Zunächst folgten 15—20 Knaben
und Mädchen der Einladung in die Schule. Die erste Kunst war
nun, die Kinder überhaupt nur ruhig und zusammen zu halten. Tische
und Bänke waren nicht vorhanden; so saßen die Kinder auf Kisten
und Kasten und auf dem Boden umher. Das machte sich aber auf
die Dauer nicht gut. So mußten denn der Missionar und sein Dolmetscher
Baumstämme spalten und daraus einige Bänke fabrizieren, die freilich
nicht sonderlich fein aussahen. Aber auch ein Tisch mußte da sein.
Dazu ward eine Linde umgehauen und in drei Teile gespalten. Nach-
dem diese behauen und aneinandergefügt waren, gabs nun wohl eine
starke, aber nicht sehr ebene Tischplatte. Die Stelle der Beine vertrat
eine Art Sägebock, auf welchen die Platte gelegt wurde. Darauf
konnte man nun schreiben und auch essen. An Essern fehlte es nämlich
am Tisch des Missionars gleich von Anfang an nicht; denn man hatte
ihm einige Jndianerkinder ganz übergeben, daß er sie als Pflegevater
erziehen möchte. So war das Blockhaus die ganze Woche hindurch
belebt.
Noch mehr war das des Sonntags der Fall; denn derselbe eine
Raum diente ja auch als gottesdienstliche Stätte. Bei diesen Gottes-
diensten gings freilich im Anfang nicht so ruhig und gesittet her, wie
wirs in unserm deutschen Vaterlande gewohnt sind. Dort in Bethanien
saßen die Jungen und die Alten, die Großen und die Kleinen durch-
einander auf Bänken und auf der Erde um den Missionar herum.
Die Jndianerkinder spielten und schrieen manchmal auf, während die
Mütter sie ebenso laut zur Ruhe ermahnten.
Als der Missionar im Katechismusunterricht der Kinder bis zum
vierten Hauptstück gekommen war und ihnen die Lehre von der heiligen
Taufe vortrug, trat der größte der Knaben auf und sagte, daß er die
heilige Taufe zu empfangen wünsche. Das war „die Donnerfeder",
des Häuptlings Sohn, ein stiller, ernster Knabe von wenig Worten.
Sein Verlangen nach der Taufe kam dem Missionar ganz unverhofft,
und als er nun weiter mit ihm darüber sprach, meldete sich noch ein
anderer Knabe und dann noch einige. Natürlich mußte zu diesem
wichtigen Schritte erst die Erlaubnis ihrer heidnischen Eltern und
Verwandten eingeholt werden. Merkwürdigerweise erhoben diese keinen
Widerspruch dagegen, und so konnte der nähere Taufunterricht alsbald
beginnen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
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3. Der Missionar auf der Reise zu Gesunden und Kranken.
Im Sommer sowohl wie im strengen Winter hatten die Indianer-
kinder bisweilen Ferien, wenn der Missionar sich auf die Reise be-
gab, um entferntere Jndianerstämme aufzusuchen, damit auch sie etwas
vom Worte Gottes hören sollten. Wie manche Nacht hat da der
Missionar im Freien verbracht, meist in Begleitung eines Indianers,
bisweilen aber auch allein. Letzteres war besonders zur Winterszeit
schlimm, wenn er sich im dichtverschneiten Urwalde neben einem Wacht-
feuer sein Lager von Fichtenzweigen zurecht machen und die ganze
Nacht den Brand unterhalten mußte, weil sonst die in der Ferne
heulenden Wölfe ihm auf den Leib geruckt wären. Zn wiederholten
Malen schwebte er mit den Seinen in Todesgefahr, wenn er zur
Winterszeit mit dem Schlitten die zugefrorenen Flüsse des Urwaldes
oder die weite Eisfläche des gewaltigen Huronsees als Fahrstraße be-
nutzte, um zu den abgelegenen Wohnsitzen fremder Jndianerhorden mit
der Predigt des Evangeliums vorzudringen.
Ein Missionar muß ein vielseitiger Mann sein. So war es denn
nicht genug, daß jener wackere evangelische Glaubensbote in Predigt
und Unterricht sich seinen Rothäuten widmete; er mußte daneben auch
immer iiod) den Doktor spielen, daheim und auf Reisen. Durch Ver-
treibung böser Waldfieber, welche die Leute monatelang plagten, hatte
er sich unter den weißen Ansiedlern in Michigan bedeutenden Ruf er-
worben. Aber auch unter den Indianern war er als „Großer Medizin-
mann" bekannt. Und diesen Titel erhielt er noch dazu von einem
indianischen Zauberer. Dieser wohnte allein an einem Flusse und ward
krank. Da nun seine eigenen Mittel nicht anschlagen wollten, ließ er
sich bewegen, den Missionar herbeizurufen. Dieser kam, besah den
Patienten und fand, daß ihm nur ein ordentliches Brechmittel nötig
sei. Er schickte ihm also eine Flasche solcher Medizin, die ohne be-
sonderen Geruch und Geschmack war und wie reines Wasser aussah.
Davon sollte er die Hälfte gleich nehmen, und wenn keine Wirkung
erfolge, in einer halben Stunde die andere Hälfte. Der Zauberer
aber meinte, der Missionar wolle ihn foppen und sagte: „Habe ich denn
nicht Wasser genug im Flusse hier, daß er mir diese kleine Flasche mit
Wasser schickt? Und davon soll ich auch noch erst die Hälfte trinken?"
Daniit trank er die ganze Portion aus, in der festen Meinung, es sei
gewöhnliches Wasser. Aber nicht lange darauf ward er doch anderer
Meinung. Und da ein starkes Erbrechen erfolgte und er sich darauf
wohler fühlte, sagte er: „Das muß ein großer Medizinmann sein, der
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]